"Mietwohnung für Flüchtlinge werden von Jobcentern bezahlt"

Interview mit Bärbel Schmidt, Asylbeauftragte der Stadt Griesheim

 

Die Fragen stellte Lutz Kramer vom Arbeitskreis Asyl Griesheim

 

Bärbel Schmidt. im Gespräch mit Lutz Kramer

Foto: AKA/Angela Israel

 

 

LUTZ KRAMER: Welche Art von Begegnungen haben Sie in Ihrer täglichen Arbeit, was erfreut Sie daran?

 

BÄRBEL SCHMIDT: Die Freundlichkeit der Geflüchteten, das Lachen der Kinder und die dankbaren Augen der Eltern berühren mich. Auch die Hilfsbereitschaft der Asylbewerber ist immer wieder eine Freude. Ganz besonders beeindruckt mich jeden Tag der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer des Arbeitskreises Asyl, die unsere Neubürger bei der Integration unterstützen.

 

LK: Der Umgang mit den Belangen der Asylsuchenden erfordert sicherlich eine hohe Sensibilität und kann bestimmt manchmal anstrengend sein?

 

BS: Ja, aber anstrengend ist nicht das richtige Wort. Es ist eine anspruchsvolle Arbeit und kostet viel Kraft, aber sie ist auch sehr schön.

 

LK: Wie klappt denn die Wohnungsvermittlung für die anerkannten Flüchtlinge?

 

BS: Die Asylbewerber müssen wie alle anderen Wohnungssuchenden, auf dem freien Wohnungsmarkt eine Wohnung suchen. Bei der Vermittlung helfen die Paten und alle aus dem Arbeitskreis, die dazu die Möglichkeit haben. Viele Vermieter scheuen sich, an Flüchtlinge zu vermieten. Teilweise aus Angst, die Miete nicht regelmäßig zu bekommen oder bei etwaigen Problemen alleine gelassen zu werden. Aber diese Vorbehalte sind nicht begründet. Denn die Miete und die Kaution werden von den zuständigen Jobcentern oder der Zuwanderungsbehörde in der Regel übernommen.

 

LK: Warum sollte man an Flüchtlinge vermieten?

 

BS: Zu allererst wäre dies ein sehr wichtiger Beitrag für eine schnelle Integration der Flüchtlinge. Ein weiterer Aspekt ist auch, dass die Mietzahlungen von den Jobcentern grundsätzlich unbefristet und regelmäßig eingehen. Eine Betreuung findet auch außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft in eigener Wohnung statt, so dass es für den Vermieter immer einen Ansprechpartner gibt.

 

LK: Wie ist denn die augenblickliche Situation in Bezug auf die Zahl der Flüchtlinge im Verhältnis zu den Helfern. Reicht das aus, denn der Helferkreis ist ja relativ groß?

 

BS: Leider ist die Zahl der in Griesheim untergebrachten Flüchtlinge wesentlich schneller gestiegen als die Zahl der ehrenamtlichen Helfer, besonders für das Team der Paten. Diese sind vor Ort, haben den engsten Kontakt zu den Flüchtlingen und helfen ihnen bei der größten Herausforderung, nämlich sich in einer fremden Welt mit ihren vielen Behörden, unterschiedlichsten Ärzten und für sie neuen Gesetze und Kultur zurechtzufinden. Was für uns selbstverständlich ist, kann für fremde Menschen ein kaum zu überwindender Berg sein. Hier Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, ist eine Form der Teilhabe an der Integration, den viele unserer Helfer mit großer Freude praktizieren.

 

LK: Helfen als neuer Lebensinhalt?

 

BS: Unbedingt! Fragen Sie zum Beispiel die Helfer aus dem Deutschteam, wie befriedigend es ist, sich mit den Asylsuchenden irgendwann auf Deutsch unterhalten zu können oder aus dem Team Sachspenden, wie viel Freude eine gebrauchte Jeans oder ein Einrichtungsgegenstand machen kann. Der schönste Erfolg für alle Helfer und die wohl größte Bestätigung ihrer Arbeit ist, wenn die Flüchtlinge am Ende in der Lage sind, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Alle Teams können Hilfe gut gebrauchen, besonders jedoch unser Patenteam. Pate sein heißt nicht, eine Patenschaft zu unterschreiben, sondern hier geht es vor allem um Hilfestellungen im Alltag, Begleitungen zu Ärzten und zu Behörden. Im Übrigen sind ehrenamtliche Helfer während der Ausübung ihres Ehrenamtes grundsätzlich über die Stadt versichert.

 

LK: Frau Schmidt, ich bedanke mich für das Gespräch.

 

Zur Person - Bärbel Schmidt, Asylbeauftragte der Stadt Griesheim

Bärbel Schmidt ist seit 1978 bei der Stadtverwaltung beschäftigt und seit 1993 im Wohnungs- und Liegenschaftsamt tätig. 2013 wurde sie zur Asylbeauftragten benannt und hat sich mit dem damaligen 1. Stadtrat Rüdiger Mey um städtische Belange in Sachen Asyl gekümmert. Seit 2015 hat sie ihr Büro in der Gemeinschaftsunterkunft in der Bunsenstraße 5. Sie steht Bürgern zur Verfügung, die z.B. eine Wohnung vermieten möchten, Fragen oder Anregungen rund um unsere Flüchtlinge haben oder sich im Arbeitskreis Asyl engagieren wollen. Ihre Sprechzeiten: Montags von 8-12 und 13-16:30 Uhr sowie donnerstags von 8-12:30 Uhr. Telefon: 06155-8786826 oder mobil 0175-1865686.

 

 

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